Warum den Bioabfall trennen statt mit dem restlichen Abfall entsorgen?

Wie lässt sich am effizientesten Energie aus Küchenabfällen gewinnen, durch Erzeugen von Biogas in einer Vergärungsanlage oder durch Mitverbrennen in einer Kehricht-Verbrennungs-Anlage (KVA)? Hauptergebnis der Expertenuntersuchung ist die Aussage, dass bei heutigen und zukünftigen Anlagen die Vergärung in einer Biogasanlage deutlich mehr Energie pro Tonne (kWh/t) Küchenabfall erzeugt, als die Mitverbrennung in der KVA.

Bei der Vergärungstechnologie bauen Methanbakterien die organische Substanz im wässrigen Substrat der Küchenabfälle ab und es entsteht Biogas, welches energetisch genutzt werden kann. Anders als bei der Vergärung muss in der KVA der Wassergehalt erst verdampft werden, bevor die Küchenabfälle brennen und Energie abgeben. Wenn die feuchten Küchenabfälle einen Wassergehalt von 88% aufweisen, lässt sich auch theoretisch durch Verbrennen keine Energie mehr gewinnen. Mit einer modernen Kombi-KVA (Strom- und Wärmeproduktion) ergibt sich eine netto Energieproduktion von total um 300 kWh pro Tonne Küchenabfall (ca. 60 kWh elektrisch und ca. 240 kWh thermisch). Eine Biogasanlage mit moderner Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) kann netto insgesamt gegen 660 kWh (ca. 315 kWh elektrisch und ca. 345 kWh thermisch) pro Tonne Küchenabfall liefern, also mehr als doppelt so viel wie die vergleichbare KVA. Bei der Aufbereitung von Biogas zu Treibstoff ist der Wirkungsgrad noch höher, als bei der Stromproduktion.

Neben der Energieeffizienz sprechen weitere Aspekte für die Vergärung: Das Gärgut kann als Dünger eingesetzt werden. Regionale Stoffkreisläufe werden geschlossen und die erdölintensive Herstellung von Mineraldünger (Stickstoff, Phosphat) sowie nicht erneuerbarer Torf können ersetzt werden. Mit der Verbrennung geht kostengünstiger, nachhaltig produzierter Dünger verloren. Zwar werden dem Kreislauf in der KVA Schwermetalle entzogen und konzentriert abgelagert, gleichzeitig werden mit dem mineralischen Dünger aber wieder Schwermetalle in den Kreislauf eingebracht. Die Asche und Schlacke müssen aufwendig entsorgt werden. Die Verbrennung (inkl. Sammlung und Transport) in der KVA ist mit durchschnittlichen Fr. 330.- pro Tonne teurer als die Vergärung mit maximal Fr. 210.- pro Tonne.